Wir nehmen Flaschen in die Mangel
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Angela Gebenroth Anke Feuerstake |
Physik |
JuFo 2001 |
Im April steht in Bad Kreuznach der Landeswettbewerb für Schülerinnen vom Goethe-Gymnasium an Sie sind 14 und machen Flaschen kaputt. Sie sind zwei Mädels und setzen ihren Lehrer auf die Waage. Einfach so. Zerstörungswut? Pubertäre Sturm- und Drangzeit? Nein, die beiden Schülerinnen revolutionieren gerade die Schulphysik. Zumindest sind sie auf einem guten Weg.
BAD EMS
Angela Gebenroth (Dausenau) und Anke Feuerstake (Nassau) wuseln emsig in der Physik im Bad Emser Goethe-Gymnasium. Hier steht ihre Erfindung, mit der sie vor wenigen Tagen bei "Jugend forscht - Schüler experimentieren" den ersten Preis eingeheimst haben.
Mit ihrer "Maschine" testen Angela und Anke die Stabilität von Flaschen - Einweg- und Mehrwegflaschen aus Plastik in verschiedenen Größen, gefüllt und nicht gefüllt. "Eigentlich kamen wir auf die Idee, als wir zuhause Flaschen in den Mülleimer steckten", erzählt Angela. "Bei manchen geht's leichter als bei anderen." Und da sie für "Jugend forscht" sowieso noch eine Idee brauchten, machten sie ihrem Physiklehrer Edgar Droll den Vorschlag. "Und der fand die Idee witzig", bemerkt Anke und grinst.
Klar, dass die beiden beim Gedanken an ihren Lehrer schmunzeln müssen. Bei dem ersten Gerät, das sie konstruierten, arbeiteten sie mit einer Platte, auf die Gewichte gestellt wurden, um die darunter stehende Flasche zu zerquetschen. "Wir hatten nicht genügend Gewichte", erzählt Anke. "Da haben wir unseren Lehrer draufgesetzt." Das heißt, satte 90 Kilogramm, und die Flasche tat keinen Mucks. "Also benutzten wir Hebelkräfte, um mehr Kraft ausüben zu können", so Angela. Das Ergebnis: eine etwa zwei Meter lange Konstruktion, die wie ein Nussknacker funktioniert.
Völlig in ihrem Element erläutern die Freundinnen nun ihre Erfindung: Der untere Teil besteht aus Holz, hier wird die zu testende Flasche hingestellt. Von hier aus spreizt sich eine Metallstange ab, die, mit Ziffern versehen, als Messlatte fungiert. Genau über der Flasche wurde ein Holzbrettchen mit einem Loch in Größe eines Flaschendeckels angebracht, damit die Flasche beim Druck nicht wegrutscht.
Seit September wirbeln die Girls jeden Mittwochnachmittag im Physikraum, seit Januar sogar öfter. Etwa 250 Arbeitsstunden haben sie bislang insgesamt investiert. Sie führen genau Buch über ihre Experimente, halten die verschiedenen Entwicklungsstadien in Fotografien fest und werten die Ergebnisse in Statistiken aus. Und dabei haben sie Interessantes herausgefunden.
Zum Beispiel: „Einwegflaschen halten generell weniger aus, und das liegt an der Flaschenform.“ Vor allem die Beschaffenheit des Flaschenbodens sei hier ausschlaggebend. „Pentaloit-Böden brauchen weniger Material.“ Deswegen hätten meist Einwegflaschen diese Böden, während Mehrwegflaschen oft mit Champagner-Böden ausgestattet seien. Die unterschiedliche Stabilität bei leeren und vollen Flaschen liege an den Druckverhältnissen.
Bevor die Wettbewerbsentscheidung in Mainz anstand, ließen sich die Mädels noch zu einer Flaschenfabrik in Mendig kutschieren und löcherten die Fachleute mit Fragen über Verwertung und Verarbeitung der Plastikflaschen. Mit geballtem Wissen traten Anke und Angela schließlich an.
Etwa 250 Arbeitsstunden investierten die zwei in ihre Forschung. So viel Sorgfalt, so viel Engagement verwunderte nicht nur die Lehrer an der Schule, sondern überzeugte letztendlich auch die Jury beim regionalen Wettbewerb. Erster Platz für die Mädels vom Goethe. "Das war schon aufregend", gesteht Angela. "Vor allem, weil wir beide eigentlich ziemliche Chaoten sind." Die Beine hochlegen werden die Girls deswegen aber trotzdem nicht: Am 26./27. April steht der Landeswettbewerb in Bad Kreuznach an, und damit die beiden mit noch genaueren Statistiken glänzen können, müssen noch ein paar Flaschen zerquetscht werden.
1. Platz 😊
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